
5. Fastensonntag: "Jesus und die Ehebrecherin"
- 06.04.2025 | Hl. Dreifaltigkeit | Fastentuch Joh 8, 1- 11
In diesem Evangelium wird eine Frau wegen Ehebruch zum Tod durch Steinigung verurteilt. Jesus, der in diesen Tagen immer wieder im Tempel lehrt und von Menschen umringt ist, wird von den Schriftgelehrten und Pharisäern (die theologisch Gebildeten) auf die Probe gestellt: Das Gesetz des Mose war klar in der Thora formuliert. (Lev 20,10; Dtn 22,22; Dtn 17,6-7) Die Steinigung galt übrigens für beide am Ehebruch beteiligten Personen (Ehebrecherin und Ehebrecher – auch wenn im Text nur von der Frau die Rede ist.)
Steinigung war im Alten Testament die Bestrafung für gottwidriges Verhalten: dazu zählten Ehebruch, störrische Kinder, Gotteslästerung und Leugner des Glaubens an Jahwe. Diese brutale und qualvolle Form der Tötung ist in die Vorstellung von Gottes Heiligkeit eingebettet: Kein unheiliges Tun im Volk Gottes wird geduldet. „Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen“ (Dtn 22,22)
Der große schwere Stein ist die mächtigste Darstellung auf dem violetten Untergrund (der Ort der Buße, Demut und Umkehr). Der Stein – Tötungsgerät, aber auch Symbol für die Schuld/die Sünde an sich. Ein Ballast, den wir mit uns herumschleppen, der uns auf dem Herzen liegt – Fehler, die wir gemacht haben – Gutes, das wir nicht getan haben…
Welchen Stein/Schuld tragen Sie mit sich herum?
Die Menschen haben die Steine bereits in der Hand, das Gesetz ist klar… los geht‘s...
Was denken die Menschen in diesem Moment wohl?
Pharisäer und Schriftgelehrte: „Jetzt kriegen wir diesen Jesus dran!“
Volk: „Zum Glück haben Sie mich nicht erwischt!“ – „Richtig so, weg mit ihr!“
„Ich muss aufpassen, dass ich nicht erwischt werde!“
„Die Frau tut mir leid, das hat sie nicht verdient!“
Jesus kennt das Gesetz, er weiß sie stellen ihn auf die Probe, sein Leben steht auch auf dem Spiel – jetzt schon?
Wie reagiert Jesus auf die Frage der Gelehrten?
Nicht etwa mit einer Gegenfrage oder mit Argumenten für das Leben dieser Frau. Es scheint, als würde ihn das gar nicht berühren. Jesus sitzt am Boden und schreibt mit dem Finger auf die Erde. Was hat er dort geschrieben/gemalt? Die Bibel überliefert es nicht.
Die kleine Hand – im Vergleich zum riesigen Stein auf unserem Fastentuch schreibt auch in den Sand … in den Sand der Wüste vom 1. Fastensonntag … und was ist dort zu lesen… „DU sollst den Herrn deinen Gott nicht auf die Probe stellen.“
Jesus sagt laut Evangelium nur einen Satz – er diskutiert nicht – er klebt sich nicht an der Frau fest oder wirft sich schützend vor sie – er schreit nicht – er sagt nicht, dass er es besser weiß…
Jesus sagt: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“
Keiner wirft – alle Steine fallen auf den Boden – und die Menschen gehen
Jesus, der selbst immer wieder mit dem Tod bedroht wird, erweist sich als Retter für diese Frau und als Gegner der Todesstrafe. Das Gesetz des Mose ist in Stein gemeißelt – Jesus aber schreibt in den Sand. Der Sand ist etwas Flüchtiges, er kann verwehen, sich verändern.
Was wollte Jesus mit dieser Handlung sagen?
Gesetze sollen nicht starr angewandt werden – man sollte die jeweilige Situation und den Menschen sehen. Hat nicht jeder von uns Fehler und Schwächen und eigene Sünden?
Wann stelle ich Gesetz/Regeln über meine Mitmenschen?
Sehe ich meine eigenen Schwächen und Fehler auch?
Keineswegs bagatellisiert Jesus die Tat/Sünde, aber er gibt klar zu verstehen, dass Gottes Barmherzigkeit über dem menschlichen Recht steht. Am Ende sind da nur noch Jesus und die Frau. Jesus spricht sie an – er sieht sie: „Hat dich keiner verurteilt? – „Keiner, Herr.“ Jesus: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“
Dies steht auch auf dem kleinen Stein. Die große Allmacht ist geschrumpft, der Stein ist nun für die Frau tragbar und sie hat es in der Hand etwas zu ändern. Jesus fordert sie zu einer neuen Lebensweise auf – im eigenen Leben die Sünde zu meiden. Die kleine Hand Jesu und ein Wort, das alle nachdenken ließ – hebelte den übermächtigen Stein aus.
Versuchen Sie doch heute, den Menschen gegenüber zu sehen in seinen Nöten und ihm Ihre Hand zu reichen! Ändern Sie Ihre Lebensweise zum Guten!
Wüstenzeit – Fastenzeit